Pferde im Brauchtum

Die Diskussion um Pferde in Brauchtumsumzügen reißt nicht ab. Besonders in Düsseldorf, wo während des Schützenumzuges 2022 in Stadtmitte ein Pferd zu Tode kam, wird diese Diskussion recht harsch geführt.

Nachdem Holger Stoldt (Düsseldorfer Ansichten) ein Interview mit den in Bilk, für dieses Thema Verantwortlichen Michael Kohn und Axel Uebels führte, sind hier die wichtigsten Fakten und Aussagen noch einmal zusammen getragen.

 

 

Tradition? Warum Pferde in Festzügen?

Schützenfestzüge sind in der Tradition begründet. Hier gehören, genau wie bei der Landshuter Hochzeit, Drachenstich, Oktoberfest und vielen anderen Umzügen, teilweise seit Jahrhunderten Pferde und historische Kostüme und Uniformen dazu.

Wie gefährlich ist das?

Festzüge mit Pferden gibt es europaweit. Allein in Deutschland schätzt man mehr als 20.000 solcher Veranstaltungen pro Jahr. Zuletzt kam in Düsseldorf ein Pferd zu Tode. Diese Obduktion ergab, dass dieser Todesfall auch eingetreten wäre, wenn dieses Pferd im Stall gestanden hätte. Es war ein organisches Versagen.

In Köln gab es einen Unfall beim Rosenmontagszug. Ursache war der Kamellewurf  eines Tierfreundes, wodurch das Tier getroffen wurde.  Es ist Tatsache, dass bei solchen Veranstaltungen deutlich mehr Menschen irgendwelche Blessuren davontragen, wie Vierbeiner.

Pferde sind sensible Tiere

Aus diesem Grund dürfen längst nicht alle Pferde für solche Zwecke eingesetzt werden. Egal ob Pferde im Brauchtum oder bei der Polizei.Tiere die hier zum Einsatz kommen, werden in einer langen Vorbereitungszeit dafür tauglich gemacht und unterliegen vielen Tauglichkeitsprüfungen und Gesundheitskontrollen.

Brauchtum, Feierlaune, Alkohol

Wo gefeiert wird, fließt auch Alkohol. Die Reiter könnten angetrunken sein, so wird schnell vermutet. Das ist falsch. Zumindest in den, uns bekannten Brauchtumsvereinen, ist Alkohol strikt untersagt, bevor das Pferd nicht wieder abgegeben und versorgt wurde.

Unprofessionelle Reiter

Zum mitführen von Pferden in Festzügen gibt es diverse gesetzliche Vorschriften. Unter anderem auch einen Reitpass, welchen der betreffende Reiter absolviert haben muss. Dieser beinhaltet nicht nur umfangreiches Wissen über die Gesundheit und den Status der Pferde, sondern auch eine bestimmte Anzahl von Pflichtreitstunden, die auf dem betreffenden, im Zug mitgeführten Pferd absolviert sein müssen.

Durch Spritzen betäubt

Das ist eines der wohl bekanntesten Märchen, entspricht aber nicht der Realität.
Bevor Pferde überhaupt den Stall verlassen und für den Transport zu einem Fest verladen werden, müssen diese von einem Veterinärmediziner begutachtet und freigegeben werden.
Eine zweite strenge Kontrolle erfolgt nach dem Ausladen und vor Integration in den Zug. Spritzen zur Ruhigstellung sind streng verboten. Es werden bei den Tieren auch Blutproben entnommen.

Zu diesem Thema

Es ist bedenklich, welche Vorwürfe und Vorverurteilungen bei dieser Diskussion in den Raum gestellt werden, ohne dass die betreffenden Personen irgendwelches Fachwissen oder zugehörige Informationen vorweisen können.
Besonders kritisch erachten wir die Tatsache, dass in den sozialen Medien Kommentare, die für eine Verwendung der Pferde in Festzügen sprechen, ohne Angabe von Gründen, gelöscht werden.

Dieses selbst von größeren Medien! Das entspricht nicht unserer Auffassung von Pressefreiheit.

Es darf sich aber jeder sicher sein, das Schützen, Karnevalisten und andere Brauchtumsfreunde alles daran setzen, um das Wohl der Tiere und auch die Sicherheit der Besucher zu garantieren.

Text/Foto Rene Krombholz, Videobeitrag Holger Stoldt