Friedhofsgang 2018

Mit zahlreichen großen und kleinen Veränderungen haben sich die Bilker Schützen 2018 auf einen Weg gemacht, um das Schützenwesen dem heutigen Leben in der Großstadt anzupassen.  Oftmals nicht ganz so einfach, denn das was einen Schützenverein ausmacht, soll schließlich erhalten bleiben.
Von diesem Gedanken war auch der Friedhofsgang 2018 betroffen.

Der erste Chef Ulrich Müller wagte den Schritt und bereicherte die Andacht in der Kapelle des Südfriedhofs mit modernen Songs der Toten Hosen. Ungewöhnlich? Nein es passt!

„Eine Handvoll Erde – Werf’ ich dir hinterher
Und nach über 100 Händen- Sieht man fast nichts mehr von dir“
so die Klänge der Düsseldorfer Kultband die den schmerzhaften Abschied für immer zum Ausdruck bringen. Diesen Abschied sprach auch der erste Chef Ulrich Müller in einer ausdrucksvollen Rede an und forderte die Kameraden auf, mehr miteinander zu leben und zu reden – bevor es zu spät ist.

Zitat aus der Rede des ersten Chefs:
„Wir haben uns hier versammelt, wie jedes Jahr. Wir stehen zusammen an diesem Tag, um unseren verstorbenen Kameraden und deren Frauen zu gedenken. Als wir an ihrem Grabe standen, haben wir eine Handvoll Erde oder Blumen als letzten Gruß in das Grab geworfen.

In Gedanken spielten sich die Bilder wieder, die wir gemeinsam mit dem Kameraden/in erlebt haben und stellten fest, dass es kein Zurück mehr gibt, es nicht mehr gedreht werden kann. Nach einigen Tagen, Wochen, Monaten wird uns bewusst wie sehr wir denjenigen vermissen, wie er uns fehlt, was er alles mit uns und für uns gemacht hat.  Wir können ihn aber nicht fragen, kommen mit seinem Ende noch nicht klar. Es hat ein Leben ohne ihn begonnen und wir merken, was er uns alles hinterlassen hat. Gleichzeitig spüren wir, dass wir durch die Hinterlassenschaften und Gedanken noch immer mit ihm zusammen sind.

Wir haben unsere Kameraden durch Krieg, Krankheiten, Unglücke oder Unfälle verloren. Nachdem wir Kameraden verloren haben, kommen die Gedanken: haben wir etwas übersehen, hätten wir helfen können, wieso haben wir nicht ausreichend mit ihnen gesprochen?

Dann können wir aber nicht mehr helfen. Wir sollten zu Lebzeiten diese Fragen beantworten können, um dann eventuell noch helfen zu können. Wir können an normalen Toden nichts ändern.  Es passiert einfach, aber unnormale Tode können wir vielleicht abwenden.

Alles passiert, wie es passieren muss.“

Alles passiert, wie es passieren muss, …. mit dem gleichnamigen Titel der Toten Hosen endete die Andacht und die Gemeinschaft machte sich auf den Weg zur Gedenkstätte der Bilker Schützen.
Dort wurde von Oberst Michael Kohn der Letztverstorbene, Ehrenmajor der Grenadiere und Ehrenmitglied des Vereins, Alfred Krause in Erinnerung gerufen.

Michael Schwarz, als zweiter Chef, hielt die Laudatio zum Gedenken an Wilhelm Knell, Ehrenhauptmann der Gesellschaft Andreas Hofer/Hubertus Jäger, der vor 50 Jahren verstarb. Er war Besitzer der bekannten Pelikan Apotheke an der Bilker Kirche und 1968 ungekrönter Regimentskönig des Vereins.

Über Wilhelm Knell:
1947 ist Wilhelm Knell in die Gesellschaft Andreas-Hofer/Hubertus-Jäger eingetreten. Bedingt durch seinen Beruf, -wer von uns kennt die Pelikan-Apotheke an der Bilker Kirche nicht-, hat er das Wohl der Menschen immer geliebt. So war es auch nicht verwunderlich, dass seine Kameraden ihn im Jahre 1950 als 2. Hauptmann der Gesellschaft wählten. Dieses Amt führte er, zur vollsten Zufriedenheit seiner Kameraden, bis zum Jahre 1966.

Zum Schützenfest 1968 hatte Wilhelm Knell das große Glück Regimentskönig zu werden. Wie die Chronik berichtet, war die Freude bei der Gesellschaft Andreas-Hofer/Hubertus-Jäger sehr groß und da Wilhelm Knell ein äußerst beliebter Schützenkamerad und aber auch Bilker Bürger gewesen ist, war die Kompanieinterne Feierlichkeit, in der Nacht nach dem Königsschuß, bis auf den letzten Platz besucht. Doch leider währte diese Freude nicht lange. Denn am 12.07.1968, knapp einen Monat nach dem Königsschuß, verstarb der Regimentskönig Wilhelm Knell. Unter großer Anteilnahme wurde er am 17.07.1968 zu Grabe getragen. Der damalige Schützenchef Jakob Faasen hielt mit bewegten Worten die Grabrede.

Somit hatte Bilk den ersten und zum Glück bis heute, den einzigen ungekrönten Regimentskönig. Denn der Vorstand hatte beschlossen, dass kein neuer Regimentskönig ausgeschossen wird.

Die Gesellschaft Andreas-Hofer/Hubertus-Jäger hat weiterhin als Königskompanie das Jahr verbracht. Der eigentliche Krönungsball im September in der damaligen Rheinhalle, wurde als Schützenball umbenannt.  Damals, wie ich finde, ein sehr guter Beschluss.

Michael Schwarz, zweiter Chef.

 

Die Songtexte der Toten Hosen:

Eine Hand voll Erde

[Strophe 1]

Du hast uns alle hier versammelt, wir steh’n zusammen diesen Tag

Ein kurzer Blick ist das Zeichen, langsam heben wir dich an

Wir tragen dich nur ein paar Meter, die für ein ganzes Leben stehn

Verloren in Gedanken, es gibt nichts mehr dran zu dreh’n

Alle Worte sind gesprochen

Ein letztes Lied als wir nach draußen zieh’n

Jetzt sind es nur noch hundert Schritte, die wir gemeinsam gehn

Gleich sind wir am Ziel, mein Freund, von hier aus kein Zurück

Dein Sarg gleitet sanft hinunter, in die Tiefe, Stück für Stück

 

[Refrain]

Eine Handvoll Erde

Werf’ ich dir hinterher

Und nach über 100 Händen

Sieht man fast nichts mehr von dir

 

[Strophe 2]

Am nächsten Tag

Zurück am Grab

Niemand ist mehr da

Will nach dir suchen

Will noch was finden

Komm’ mit dem Ende noch nicht klar

Ein Leben ohne dich bricht an

Es hilft mir, dass ich weiß

Wir gehören immer noch zusammen

Uns trennt nur ein bisschen Zeit

 

[Refrain]

Eine Handvoll Erde

Werf’ ich dir hinterher

Und nach über 100 Händen

Sieht man fast nichts mehr von dir

Eine Handvoll Erde

Werf’ ich noch hinterher

Ich weiß, dass du noch hier bist

Auch wenn ich nichts mehr seh’ von dir

 

Alles passiert

Die Toten Hosen

Ein letztes Lied, ein letzter Tanz

Ein Augenblick ganz ohne Glanz

Das Feuerwerk am Horizont

Malt unsre Schatten auf Beton

Kein Happyend, kein Hollywood

Alles passiert, wie es passieren muss

Der letzte Sand fällt durch die Uhr

Wir finden beide keine neue Spur

Und zwischen uns ein breiter Fluss

Alles passiert, wie es passieren muss

Die Leichtigkeit so lange her

Die Vergangenheit bedeutet heut nichts mehr

Nichts wichtiges was übrig bleibt

Und jetzt trägst du dieses schwarze Kleid

Ein Moment, der bitter schmeckt

Der keine neuen guten Geister weckt

Blick nicht zurück, steig in den Bus

Alles passiert, wie es passieren muss

Wir gehen von der Bühne

Es gibt keinen Applaus

Und die Liebe dreht sich weg

Sie schmeißt uns einfach raus

Nur in guter Freundschaft halten wir’s nicht aus

Die Musik hört auf, es bleibt nichts mehr

Die Straßen werden neu geteert

Das Feuerwerk nur Schall und Rauch

Der Kopf im Boden, wie Vogelstrauß

Ich wach’ nachts auf und denk an dich

Und weiß genau, du denkst auch an mich

Kein Happyend, kein Hollywood

Alles passiert, wie es passieren muss

Kein Happyend, nur ein letzter Kuss

Alles passiert, wie es passieren muss

Text: R.K.