Preisträger 2015 Jaques Tilly

Jaques Tilly

 Der Illustrator, Bildhauer und Karnevalswagenbauer Jacques Tilly ist der diesjährige Preisträger der Jakob-Faasen-Plakette.
Ausgezeichnet wird der Düsseldorfer für seine augenzwinkernden, teils satirisch-bissigen Verdienste um den Düsseldorfer Karneval.

Die Jakob-Faasen-Plakette wird alljährlich gemeinschaftlich vom Traditionsverein „St. Sebastianus Schützenverein Düsseldorf-Bilk von 1475“ (Bilker Schützen) und der Kreissparkasse Düsseldorf verliehen. Ausgezeichnet werden Personen, die sich in besonderem Maße für gesellschaftliche Belange in Düsseldorf und der Region eingesetzt habe

Die Reihe der Preisträger ist somit vielfältig besetzt: Der letztjährige Preisträger, Heinrich Spohr, wurde für seinen Einsatz um die Pflege der Düsseldorfer Mundart und rheinischer Bräuche geehrt, Thomas Beckmann und seine Initiative ‚Gemeinsam gegen Kälte‘ für ihr Engagement zu Gunsten der vielen obdachlosen Mitmenschen in der Landeshauptstadt.

Jacques Tilly, der diesjährige Preisträger, besetzt wieder ein anderes Feld bei der Vergabe der Jakob-Faasen- Plakette: „Weil er den Karneval unserer Stadt durch seine politische Satire einmalig und unverwechselbar in der Welt gemacht hat“, begründet Johann-Peter Ingenhoven, Mitglied im Vorstand der Kreissparkasse Düsseldorf die diesjährige Preisträgerwahl. Jacques Tilly ist es zu verdanken, dass der Düsseldorfer Karneval jedes Jahr im nationalen und internationalen Blickpunkt steht und (vor allem) viele neidische Blicke aus Köln erhält. „Jacques Tilly schont nichts und niemanden.

Vielmehr nennt er sozialkritisch und gradlinig Dinge und Probleme beim Namen – auch, wenn es eine Gefahr für sein Leib und Leben bedeuten könnte“, sagt Ingenhoven und bezieht sich damit auf die religiös motivierten Morde im Januar in der Pariser ‚Charly Hebdo‘-Redaktion.

„Satire muss wehtun, damit sie etwas bewegt“, ergänzt Schützenchef Hans-Dieter Caspers. „Und genau das hat Jacques Tilly mit einem Karnevalswagen schon einmal selbst bewirkt, nämlich als der damalige Ministerpräsident Rüttgers die Zuschüsse für die Obdachlosenhilfe von Thomas Beckmann strich.“ Jacques Tilly gestaltete kurzerhand einen Karnevalswagen mit einem Jürgen Rüttgers, der als Skinhead mit Baseballschläger ein Cello zertrümmerte. Rüttgers lenkte ein, die Streichung der Zuschüsse wurde zurückgenommen.

Kommentar:

Diese Wahl, Tilly als neuer Träger der Jakob Faasen Plakette, ist bemerkenswert. Zum Einen ,weil diese hohe Auszeichnung aus dem Schützenwesen hinaus in ein anderes Brauchtum gereicht wird. Hier passiert genau das, wodurch die Schützentradition über Jahrhunderte hinweg erfolgreich sein konnte: sie verbindet. In diesem Fall Sommer- und Winterbrauchtum, aber auch Wirtschaft (Kreissparkasse) und Menschen (Verein)
Schützen waren in dieser Welt das erste große Netzwerk der Menschheit, und das funktioniert bis heute. Vom Adel über Wirtschaft, Politik bis hin zu zur Kirche, Vereine und Verbände in Dörfern und Städten verbindet es weltweit und gleichberechtigt Menschen in vielen Nationen Europas. Unter dem Dach eines „Human- geprägt-Denkens“ wird ein sozial geprägtes Miteinander gelebt. Diese Verbundenheit ist spürbar.

Bemerkenswert auch: Tilly ist Künstler und Satiriker. Einer von denen, die mit scharfem Verstand aber auch Feingefühl agieren. Er schaut dem Zeitgeschehen genau in die Augen und stilisiert es auf den Punkt gebracht. Das macht ihn so erfolgreich.

Schützen kommt von beschützen. Das waren im Mittelalter unbescholtene Bürger mit gutem Leumund, die auch in den ersten Parlamenten der gerade entstehenden Städte über die Freiheit der Bürger wachten. Zu dieser Zeit waren Bauer und Feldarbeiter als großer Teil der Bevölkerung meist noch Sklaven. Gelangt Ihnen die Flucht in die Stadt, galten sie als frei.

Hier entstand das Sprichwort: Stadtluft macht frei.

Gerade in der heutigen Zeit erleben wir durch die Globalisierung große Veränderungen. Vieles davon macht den Menschen Sorge und Angst. Hier bietet die soziale Gemeinschaft der Schützenfamilie nicht nur Halt und Sicherheit.

Hier werden ausgleichend, zur inzwischen vielfach global und materiell geprägten Welt, die humanistischen Werte hoch gehalten. Diese Werte und ein scharfes Auge des Schützen, so wie Tilly es hat, sollten auch als Zeichen und Grundlage einer klaren Sichtweise und Erkenntnis stehen.

Menschen, die klar denken und sehen, zudem human geprägt sind, konnte diese Welt immer schon brauchen.

Letztlich erhält Tilly die Plakette weniger als Satiriker oder Künstler, vielmehr als sozial und human denkender und handelnder Mensch. Er fördert mit seinem Können unter anderem die Giordano-Bruno-Stiftung, die „Kulturmetzgerei“, die Begabtenförderung der Maler-und Lackiererinnung, das Kinderhospiz „Regenbogenland“ und vieles mehr.